Sprachgeographische Variation innerhalb der Zaza-Sprache
Das Forschungsprojekt untersucht die Variabilität des Zazaki, das von mehreren Millionen Menschen in der Osttürkei gesprochen wird. Die Verbreitung der Zaza-Sprache erstreckt sich über ein Gebiet, das in etwa so groß ist wie Bayern, und sie ist eine eigenständige nordwestiranische Sprache.
Das zentrale Ziel der Arbeit ist es, die sprachgeographische Variation innerhalb der Zaza-Sprache zu erforschen und zu dokumentieren. Dazu wurde ein standardisiertes Fragebuch entwickelt, das auf umfangreichen Probebefragungen basiert und über 700 Fragen umfasst. Es wurden mehr als 100 Hauptinformanten befragt und mit insgesamt 400 bis 500 Personen gesprochen, um vielfältige sprachliche Daten zu sammeln. Dabei wurden auch nicht direkt abgefragte Materialien, die sich für die Morphologie und Syntax als interessant erwiesen, dokumentiert.
Ein weiterer Fokus liegt auf der Untersuchung ethno- und soziolinguistischer Fragestellungen. Es wurde dokumentiert, wie die Sprecher ihre Sprache beurteilen, in welchen Situationen sie sie verwenden und inwieweit die jüngeren Generationen sie noch erlernt. Zudem wird das Bewusstsein der Sprecher für Unterschiede zwischen Varietäten, Stämmen und religiösen Gruppen beleuchtet.
Das Projekt orientiert sich an den Erhebungsmethoden des Bayerischen Sprachatlas, wurde jedoch an die besonderen Gegebenheiten in den Zaza-Gebieten angepasst und weiterentwickelt. Hierbei kamen gelegentlich auch digitale Medien zum Einsatz, indem Informanten Bilder auf Tablets gezeigt wurden und ihre Antworten in einem IPA-basierten phonetisch-phonologischen Notationssystem erfasst wurden. Diese Vorgehensweise ermöglicht eine geographisch vergleichbare Analyse der Sprachdaten und gewährleistet eine hohe Qualität der gesammelten Informationen.
Die Ergebnisse dieser Forschung mündeten in die Erstellung von etwa 1.900 Sprachkarten, die sprachgeographische Phänomene dokumentieren. Besonders im Bereich der Lautgeographie wurden über 800 Karten erstellt, die die phonetisch-phonologischen Merkmale der Sprache abbilden. Darüber hinaus wurden auch morphologische, morphosyntaktische, syntaktische, semantische, lexikalische und soziolinguistische Karten erstellt.
Insgesamt leistet das Forschungsprojekt nicht nur einen Beitrag zur Linguistik und Iranistik, sondern ist auch für die Zaza sprechende Bevölkerung von Bedeutung, da es ihnen helfen kann, ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln und ihre kulturelle Identität zu stärken.
Die ersten zwei Bände „Lautgeographie des Zazaki“ wurden an der LMU als Dissertation angenommen und mit summa cum laude bewertet.
Zusätzlich zum bereits bearbeiteten existiert weiteres unveröffentlichtes Material, das thematisch an die vorliegende Arbeit anknüpft und in Zukunft veröffentlicht werden soll. Es gibt zusätzliches Material zur soziolinguistischen, lexikalischen und morphologischen Variation des Zazaki. Es sind insgesamt noch sechs weitere Bände geplant.