Allgemeine und Typologische Sprachwissenschaft
print


Navigationspfad


Inhaltsbereich

Hauptseminare

• Negation

Dozent: Prof. Dr. Wolfgang Schulze
Termin: Fr 12-14 Uhr von 17.10.2008 bis 07.02.2009
Geschwister-Scholl-Platz 1, HGB, Raum B 011

Kommentar:

Das Hauptseminar 'Negation' beschäftigt sich mit der Frage, was unter Negation in semantischer bzw. konzeptueller Hinsicht zu verstehen ist und wie sich entsprechende sprachliche Ausdrucksformen dererlei Vermutungen zuordnen lassen. Insofern bewegt sich die Themenstellung in der Schnittstelle von Sprachtypologie, kognitiver Linguistik und Philosophie. Alle drei Domänen können dazu beitragen, das Phänomen 'Negation' zu interpretieren, wobei es vordringlich darauf ankommt, aus den drei Domänen stammende analytische und theoretische Vorschläge und Hypothesen mit einander in Harmonie zu bringen. So erschließen sich u.a. (!) anderem folgende Fragestellungen:

  1. Ist Negation eine sprachliche und/oder kognitive Universalie?
  2. Ist Negation stets und immer Ausdruck einer Operation über eine Assertion, d.h. ein 'Mehr' gegenüber einer Assertion oder stellt Negation einen eigenständigen, von Assertionen unabhängigen Wert dar ('das Nichts')?
  3. Wie kann 'Negation' in Beziehung gesetzt werden zur Wahrnehmungs-, Wissens- und Erfahrungsverarbeitung und wie stellt sich das Verhältnis zu anderen dann modalisierenden Verfahren (Modus, Interrogation, Indefinitheit) dar?
  4. Welche Ausdrucksmittel stehen Sprachen zur Verfügung, um eine Negation von Ereignisvorstellungen zu artikulieren? Welche Aussagen über den konzeptuellen Wert von Negationen lässt sich aus Techniken der Negation ableiten (e.g. reine Verbnegation, Satznegation, Skopus des Negators und Stellungsfragen)?
  5. Woraus sind sprachliche Negatoren grammatikalisiert? Gilt die Vermutung, dass zum Teil lautsymbolische Verfahren zugrunde liegen? Wie interagiert Negation mit anderen morphosyntaktischen und syntaktisch-semantischen (konstruktuellen) Verfahren (e.g. Reduktion der Agentivität bei 'Negation' der Ereignisvorstellung, Negation und Tempus/Aspekt)?
  6. Gibt es in der Sprachen der Welt 'Ersatzformen' für Negationen, d.h. negationsanaloge Kategorien?
  7. Ist die 'Nicht-Anwesenheit' eine objektive Gegebenheit oder nur Ausdruck eines memory mismatch innerhalb der Wahrnehmung?

Das Hauptseminar versucht, anhand von Daten aus einer Vielzahl von Sprachen eine Annäherung an diese und andere Fragen zu erreichen. Empirische Arbeit und theoretische Diskussion werden sich in etwa die Waage halten.

Literatur wird zum Beginn des Semesters genannt. TeilnehmerInnen wird aber schon jetzt empfohlen, sich mit Negationsstrategien einer Sprache ihrer Wahl vertraut zu machen.