Allgemeine und Typologische Sprachwissenschaft
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Seminare

• Verbalflexion

Dozent: Prof. Dr. Wolfgang Schulze
Termin: Mo 12-14 Uhr von 13.10.2008 bis 02.02.2009
Theresienstr. 39, Raum B 134  

Kommentar:

Das Seminar 'Verbalflexion' setzt sich zum Ziel, die Welt der verbal ausgedrückten Beziehungen zwischen Referenten oder zwischen einem Referenten und mitverstandenen Vorstellungen systematisch nach kategoriellen und formalen Gesichtspunkten typologisch zu erschließen. Genauer gesagt geht es um die Frage, wie innerhalb der Versprachlichung von Ereignisvorstellungen (in Form von 'Äußerungen' oder 'Sätzen') die Beziehung ('Verbalphrase', VP) zwischen Nominalphrasen (NP, als Ausdruck referentieller Einheiten) als 'Relator' artikuliert und kategorisiert wird.

Kennzeichnend für Verbalphrasen ist, dass sie keine autonome Vorstellung etwa von 'Ereignissen' erlauben, sondern stets und immer die Anwesenheit von referentiellen Einheiten inferieren (man kann sich keine Verbbedeutung 'an sich' vorstellen, es sei denn, sie wird wie eine Referenz behandelt). Damit ist gesagt, dass Verben keine autonome, sondern nur eine relationale Semantik besitzen. Diese relationale Eigenschaft von Verben bzw. von Verbalphrasen bedingt eine Vielzahl von sprachlichen und kognitiven Optionen zum Ausdruck der Beziehung von Ereignisvorstellungen und der in ihnen enthaltenen prozeduralen Aspekte, die sich als Verben ausdrücken. Die zwei prominentesten Verfahren sind die der Abbildung von Referenten bzw. Eigenschaften von Referenten am Relator (agreement) sowie der Einbettung der im Relator (Verb) kondensierten Ereignisvorstellung in Wissenszusammenhänge (Tempus, Aspekt, Modus). Hinzu kommen häufig genug weitergehende Einbettungsverfahren, etwa in den 'Ereignisraum', womit die Lokalisierung der Ereignisvorstellung konkretisiert werden kann (etwa Präverbien). Aus syntaktischer Sicht erscheinen Verben stets und immer als Verbalphrasen (VP), die analog zu Nominalphrasen einen größeren lexikalischen Umfang einnehmen können als das Verb selbst. Daher müssen - gerade in typologischer Hinsicht - adverbielle Segmente gleichfalls Berücksichtigung finden. Schließlich ist die weitergehenden Relationierung von Ereignisvorstellungen in Form von subordinierenden und koodinierenden Verfahren maßgeblich für eine umfassenderer Typologie der Verbalflexion (Konverbien, Partizipien, Infinitive), wie auch Verfahren der Referentialisierung von Relatoren (Verbalnomina) Eingang und der Inkporporation referentieller Einheiten bzw. der Dekorporation von Verbalinhalten ('ich tue schlagen') in die Analyse finden sollen. 

Konkret beschäftigt sich das Seminar also mit dem morphosyntaktischen 'Bau' von Verben und mit dessen kognitiver Motivation aus typologischer Sicht. Dabei stehen katogorielle Aspekte naturgemäß im Vordergund, wobei einerseits gefragt werden soll, wie die jeweilige Kategorisierung zu beschreiben und zu erklären ist, andererseits analysiert werden soll, welche formalen Ausdrucksformen hierfür in einem ausgewählten Sample von Sprachen zur Verfügung stehen bzw. wie diese sich grammatikalisert haben. Auch wenn die hier gegebene Beschreibung der Seminarinhalte etwas theoretisch erscheinen, soll betont werden, dass ein Schwerpunkt auf der konkreten Analyse von Sprachdaten liegen soll.

Das Seminar ist sowohl als Proseminar (Sprachtypologie) und als Hauptseminar buchbar. Voraussetzung ist der erfolgreiche Besuch des Grundkurses (Ausnahmen sind möglich). Literatur wird zum Beginn des Semesters genannt.